Restaurierung der Wallenbrücker Barockorgel

 

Die Arbeiten an der Wallenbrücker Barockorgel in der Werkstatt Ahrend, Leer, kommen gut voran. Das Foto zeigt einen provisorischen Aufbau. Im Obergehäuse wurden für diesen Zweck nicht alle Schleierbretter mit den barocken Ornamenten angebracht. Im Untergehäuse sind zwei aufrechte Rahmenhölzer zu sehen, die aus der Barockzeit stammen. Diese originalen Stützen mit ihren Zapfenlöchern und Nuten, zusammen mit entsprechenden Befunden am Hauptkranz (zwischen Ober- und Untergehäuse) machen es den Orgelbauern möglich, die komplette Untergehäuse-Front genau zu rekonstruieren einschließlich der seitlichen Konsolen und der Lage der Klaviaturen. Orgelbaumeister Hendrik Ahrend schreibt: "Damit erhält man auch die Konstruktion des Untergehäuses." Auf dem Foto gut sichtbar ist die Zweiteilung des Untergehäuses anstatt der uns gewohnten Dreiteilung. Der Spieltisch ist, wie in der Barockzeit, vor der Orgel angebracht. Er wurde 1852 im Zuge der Emporenerweiterung an die Nordseite der Orgel versetzt, um mehr Platz für Gottesdienstbesucher auf der Orgelempore zu gewinnen. Näheres ist nachzulesen in der Dokumentation von Andreas Kamm, Dokumente Nr. 51 bis 54: https://kgm-spenge.de/1/dokumentation-zur-geschichte-der-wallenbuecker-barockorgel.

Besuche in der Werkstatt Ahrend sind jederzeit willkommen. Wegen der Infektionslage ist zurzeit aber keine Gruppenreise dorthin geplant.

Die Barockorgel wird voraussichtlich im April 2021 fertig und in der Marienkirche Wallenbrück aufgestellt. Danach wird das Hauptwerk in einem Einweihungsgottesdienst und in einem Einweihungskonzert erklingen.

Der Bau des Brustwerks ist erst dann möglich, wenn öffentliche Geldgeber und Stiftungen genügend Geld bewilligt haben. Entsprechende Förderanträge sind gestellt.

 

Vom 1.7.20 bis zum 15.1.21 wurden folgende Spenden für die Barockorgel gegeben – ohne die Mitgliedsbeiträge des Fördervereins (ca. 1000 € jährlich):

 

300 €

500 €

300 €

300 €

100 €

500 €

500 €

50 €

50 €

2.000 €

50 €

500 €

 

Die Sammlungen bei dem Orgelkonzert mit Johannes Vetter am 17.10. und bei dem Adventsgottesdienst am 6.12. ergaben 225 € und 282,13 €.

Bei anderen Gelegenheiten wurden insgesamt 120,10 € in den Spendenkasten unter der Orgelempore eingelegt.

Das sind zusammen 5.777,23 € zugunsten der Orgelrestaurierung.

Die Stiftung der Volksbank Enger-Spenge hat im Juli 5.000 € für das Brustwerk der Barockorgel überwiesen, und die Stiftung der Sparkasse Herford hat im November 5.000 € für diesen Zweck bewilligt. Das Geld wird ausgezahlt, wenn ein entsprechender Verwendungsnachweis vorliegt.

Allen Geberinnen und Gebern danke ich sehr herzlich! Und ebenso herzlich danke ich denen, die sich auf vielfältige Weise für die Orgelrestaurierung eingesetzt haben.

Abbau des historischen Orgelgehäuses in Wallenbrück

Am 2. April 2020 haben vier Mitarbeiter der Fa. Ahrend das Wallenbrücker Orgelgehäuse abgebaut und in einen LKW verladen. Dazu drei Fotos:

  1. Das Gehäuse ist gegen 13:00 Uhr schon zum größten Teil abgebaut. Am oberen Rand des Fotos ist das untere Rundholz des mittleren Pfeifenturms zu sehen, auf dem die Inschrift „E.B. 1624" steht. - Die Männer hatten auch ein Gerüst mitgebracht. Es war aber nicht nötig, dieses aufzubauen. Die Hebebühne im Vordergrund reichte aus. Das Team bestand aus Leonel Prößdorf (Azubi), Arno Beitelmann, Markus Collmann und Dennis Backer (v.l.), die allesamt Tischlermeister und langjährig im Orgelbau beschäftigt sind.

2. Markus Collmann (rechts) und Leonel Prößdorf tragen einen Teil des Orgelprospektes mit Ornamenten aus dem 17. Jahrhundert zum LKW.

 

3. Die Kisten im LKW sind für die 261 Wallenbrücker Barockpfeifen vorgesehen. Auf dem Rückweg nach Leer machen die Orgelbauer Station bei der Werkstatt von Matthias Johannmeier in Stemwede, wo diese Pfeifen seit Anfang 2018 lagen.

In Leer haben erste Untersuchungen an den Gehäuseteilen schon zu interessanten Ergebnissen geführt: So lässt sich aus Spuren an den Hölzern aus dem 17. Jahrhundert schließen, dass das Untergehäuse damals nicht in drei Teile gegliedert war, wie wir es kennen, sondern in zwei Teile. Die Dreiteilung wurde 1852 vorgenommen, als die Spielanlage an die Nordseite der Orgel verlegt wurde.

Bisher nahm man an, dass vor allem das Obergehäuse der Orgel aus dem 17. Jahrhundert stammt. Nun hat sich herausgestellt, dass auch vom Untergehäuse so viel erhalten ist, dass der originale Zustand genau wiederhergestellt werden kann.

- Aus dem Brustwerk (der Teil der Orgel, der im Untergehäuse eingebaut ist und von einer zweiten Klaviatur gespielt wird) sind 37 Pfeifen erhalten – deutlich mehr, als man vor den Untersuchungen in der Werkstatt wissen konnte.

 

Nach einem Besuch der LWL-Denkmalpflege in der Werkstatt Ahrend wird über das weitere Vorgehen bei der Orgelrestaurierung entschieden.  

 

Der Historiker Andreas Kamm hat seine Dokumentation "Schriftzeugnisse und Bildquellen zur Geschichte der Orgel in der Marienkirche Wallenbrück 1624–1994" fertig gestellt (über 400 Seiten). Die Dokumentation ist unter folgendem Link frei verfügbar:

 

 https://mega.nz/folder/EKQhkIwC#sv5_1jfP5RbeoM1T2lhXVA

Mit guten Wünschen begleite ich die Restaurierungsarbeiten in diesem Jahr. Möge das Werk gelingen - trotz aller zusätzlichen Schwierigkeiten und Gefahren in diesem Ausnahmezustand. Und möge die wiederhergestellte Barockorgel dann „zur Ehre Gottes und zur Recreation des Gemüts" erklingen, auch in kommenden Generationen.

 

Jedenfalls bin ich sehr dankbar, dass das Orgelprojekt nun so sichtbare Fortschritte macht. Vor zwölf Jahren machten sich die ersten Löcher in den Barockpfeifen bemerkbar, manche Pfeifen sprachen nicht mehr richtig an. In diesen zwölf Jahren haben wir gemeinsam einen langen Weg zurückgelegt. Ich danke allen, die durch ihr oft wunderbares Engagement mit Ideen, Worten und Taten dazu beigetragen haben, dass das nötige Geld und die Zustimmung der Entscheidungsträger für dieses Wagnis zustande kamen.

Ich danke den Stiftungen, die mit größeren Zuwendungen die Wiederherstellung der Wallenbrücker Barockorgel gefördert haben: der Stiftung F.v.D.J.H., der Stiftung Meilenstein, der Rudolf-August-Oetker-Stiftung, der Stiftung der Sparkasse Herford und der Volksbank-Stiftung. 

Ich danke allen, die bei den über 50 Wallenbrücker Konzerten seit 2009 Musik gemacht und ganz oder teilweise auf ihr Honorar verzichtet haben.

Und ich danke allen Orgelfreundinnen und Orgelfreunden für die Beharrlichkeit und die Treue, diesen Weg mitzugehen. Es gab zwar manche Kritik an dem Orgelprojekt, aber niemand ist aus dem Förderverein ausgetreten. Schließlich danke ich für den Zuspruch und die Ermutigung von vielen, wie ich sie immer wieder durch Rückmeldungen zu meinen Mitteilungen erfahren habe.

Ich möchte diesen Artikel schließen mit einer Liedstrophe von Georg Neumark (1641), die auf dem langen Weg unseres Orgelprojektes schon manches Mal in Wallenbrück erklungen ist:

„Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht." (EG 369,7)

Hinrich Paul