Mailäuten
In dem Buch „DIE WERBURG Aus 500 Jahren ihrer Geschichte“ von August Wehrenbrecht
findet sich die Sage vom Mailäuten:
"In der Nähe von Spenge liegt an einem trägen Wasser des Mühlenbaches der Rest einer alten Wasserburg, zu der schon die heidnischen Sachsenherzöge den Grundstein gelegt haben sollen. Ihre Blüte erreichte die Burg erst im Mittelalter, wo ihre Besitzer zu den reichsten und angesehensten Adelgeschlechtern des alten Sachsenlandes zählten. Da sich in der Burg ein wundertätiges Marienbild befand, so kamen täglich Pilger, die hier freundliche Aufnahme fanden. Auch Ritter wallfahrteten hierher, zu deren Ehren große Feste veranstaltet wurden.
Bei einem solchen Fest wurde einmal ein goldener Löffel vermisst und eine Magd angeschuldigt, ihn entwendet zu haben. Obwohl sie ihre Unschuld beteuerte, wurde sie des Diebstahls für schuldig befunden und im schönen Monat Mai an den Galgen gehängt, den man eine Viertelstunde von der Burg auf dem Neuenfelde erreichtet hatte. Nach einigen Jahren warf der Wind eine in der Burg stehende altersschwache Eiche zu Boden, und man fand in einem Elsternnest den Löffel, den eine diebische Elster dorthin getragen hatte. Jetzt war die Trauer um das unschuldig gerichtete Mädchen groß, Tag und Nacht machte sich der Burgherr Vorwürfe, dass er es hatte töten lassen, und willigte gern ein, als ihm die Kirche Ruhe versprach, wenn er ihr als Sühne eine Tonne Gold schenkte. Seit der Zeit war der Segen Gottes von der Burg gewichen; der Wohlstand ging zurück, und selbst das Heiligenbild verschwand auf unerklärliche Weise."
Zum Andenken an dieses Ereignis und zu Ehren der unschuldigen Magd wird bis auf den heutigen Tag vom 1. Mai bis Pfingsten, oder wenn dieses Fest in den Juni fällt bis zum 31. Mai, in der St. Martins-Kirche zu Spenge von 6.00 bis 6.30 Uhr die Glocke geläutet, die den Namen "Wahrheit" trägt.